Donau-Einkaufszentrum Regensburg präsentiert Ulfig-Retrospektive

29 10 2010

Im Chaos des letzten Kriegsjahres, als Millionen aus dem von der Roten Armee überrollten Osten flohen, verschlug es den geborenen Breslauer Ende 1945 in das zumindest im historischen Kern von großflächigen Bombardements verschonte Regensburg: Nach seinen Studien an der Kunstgewerbeschule und der renommierten Kunstakademie Breslau begann Willi Ulfig wie unzählige andere aus der „verschollenen Generation“ bei Null. In einem provisorischen Atelier am Domplatz nahm der Maler – der ursprünglich tatsächlich diesen Handwerksberuf erlernt hatte – seine Arbeit wieder auf und 1946 schloss er sich der Künstlergruppe Donau-Wald an. Sie war trotz der Zerstörungen in Europa sehr aktiv und stellte weit über die Besatzungszonen hinaus in Österreich, Frankreich oder England und sogar Neuseeland aus. In den 50er/60er Jahren zählte Ulfig schließlich zu den erfolgreichsten Kunstschaffenden Ostbayerns.

Ein vielschichtiges Publikum abseits der Galerien erreichte er im 1967 eröffneten Donau-Einkaufszentrum Regensburg, wo er regelmäßig bei Ausstellungen vertreten war und 1974 auch großformatige Tafelbilder schuf, die bis heute das Bild der Ladenstraßen mit prägen. Hier flossen wohl auch Eindrücke mit ein, die Willi Ulfig im stillen Regental bei Stefling sammelte, wo er ab 1969 wohnte und wirkte. Aus der Abgeschiedenheit seines Ateliers führten ihn jedoch immer wieder Studienreisen in nahezu alle europäischen Länder und die Jahrtausende alte Kultur Ägyptens.

Stille Landschaften an den Ladenstraßen

Noch bis zum 13. November 2010 kann man beim Bummel durch das größte Shopping Center Ostbayerns nicht nur Ulfigs buchstäblich „großzügige“ Wandmotive bewusst neu erleben. Sie erzeugen mit ihrem charakteristischen, teils melancholisch-meditativen Formen- und Farbenspiel eine eigenartige Ruhe inmitten der alltäglichen Geschäftigkeit. Zugleich präsentiert Geschäftsführer Thomas Zink in Kooperation mit dem Kunstkontor auf den Ausstellungsflächen mehr als 60 Arbeiten aus dem Nachlass, die bislang nicht zu sehen waren und Ulfigs Entwicklung über Jahrzehnte hinweg illustrieren.

Bis zu seinem Tod 1983 wurden ihm für sein Schaffen von der Tusche-Skizze über lichte Aquarelle bis hin zur Baugestaltung neben dem Kulturpreis Ostbayern etwa 70 nationale und internationale Auszeichnungen zugesprochen. Heute findet man das künstlerische Erbe der „verschollenen Generation“ nicht nur in T&T-Schlössern oder der Uni Regensburg, sondern beispielsweise auch im Besitz der Bundesregierung, in den Gemälde-Sammlungen des Freistaats, der Kunsthalle Mannheim oder im Salzburger Landesmuseum.

Natürlich ist Ulfigs Sicht der Welt auch in der aufwändigen Dokumentation „Kunst im Zentrum“ festgehalten, mit der die große „Galerie Donau-Einkaufszentrum“ zum 40jährigen Bestehen 2007 die Chronologie an Ausstellungen und Aktionen aufblätterte. Wer diese erstaunliche Entwicklung nachvollziehen möchte, erhält den Band gegen Schutzgebühr an der Center-Info. Kostenlos liegt zudem ein kompakter Führer zu den Bildern, Brunnen und Kunstobjekten auf den Ladenstraßen bereit.


Aktionen

Informationen

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

CAPTCHA-Bild
*