Comneon – Experten für die Handy-Innereien

20 08 2007

Die Fusionswelle rollt auch in der Branche der Handyhersteller. Pleiten tun ihr übriges, dass sich ihre Zahl verringert. Zulieferer wie die Infineon-Tochter Comneon mit einem wichtigen Standort in Nürnberg bringt dies unter Anpassungsdruck. Der Niedergang von „BenQ war hart“, sagt Comneon-Geschäftsführer Christian Mucke. Zum Glück steigen aber auch die Neulinge in den Mobilfunkmarkt ein wie Apple mit dem Verkaufsschlager iPhone.

NÜRNBERG: In Deutschland, und auch nur hier, spricht jeder vom „Handy“. Die Macher jedoch bei Comneon im Nürnberger Süd-West-Park nennen die Geräte, die die Welt der Kommunikation verändern, einfach „Telefone“. Comneon sieht sich als Marktführer für Funk-Software. Ohne sie könnte das Handy gar nicht funktionieren, könnte es weder Sprache noch Daten über die Luft transportieren. Die Tochter des Speicherchip-Herstellers Infineon befindet sich nach Muckes Worten „voll im Trend nach oben, nachdem wir die BenQ-Pleite überwunden haben“. Zwar hatte das „Aus“ keine negativen Folgen für den Standort Nürnberg, sagt Mucke. Schwer getroffen hatte es jedoch die Comneon-Dependance in Salzgitter mit rund 90 Mitarbeitern. Sie hatte schließen müssen.

Das übrige Unternehmen lernte aus dem Wegbrechen dieses Abnehmers, indem es die Kundenbasis verbreiterte: Software und Referenz-Designs werden vermehrt an Hersteller wie LG Electronics, Panasonic und Nokia geliefert. Dabei ist die Mutter-Tochter-Arbeitsteilung klar: Infineon liefert die Spezialchips und Comneon integriert diese Halbleiter auf einer Platine mit der eigenen Software in ein Gesamtsystem, so dass am Ende die Innereien des Handys „fix und fertig“ sind.

Genau das wollen immer mehr  Abnehmer. „Unsere Message an den Kunden lautet: ‚Du musst nicht mehr viel tun!'“, sagt Mucke. Der Handyproduzent müsse nur noch Extras wie die Benutzeroberfläche oder zusätzliche Anwendungen oben draufsetzen.

Mobil fernsehen

Für die Zukunft plant Comneon eine neue Entwicklung für den Nachfolger von UMTS, den 4G-Standard. Angepeilt ist eine Übertragungsrate von 100 Megabit. Eine einzige von Comneon entwickelte Software – so ein Ziel – soll in den nächsten Jahren die vielen Varianten ersetzen. Während heute jeweils Extra-Chips im Handy nötig sind für Funktionen wie WLan und Bluetooth, soll künftig ein Chip für alle stehen und die Software mehrere Architekturen integrieren – auch das mobile Fernsehen.

Zum Handy als Multifunktionsgerät mit zumindest weltweit wachsenden Absatzchancen gehört selbstredend ein Navigationssystem. Derzeit ist Comneon mit von der Partie bei einem vom Bundesforschungsministerium und dem Land Bayern geförderten Projekt, das die Integration des amerikanischen Standards GPS ebenso umfasst wie die des europäischen Gegenentwurfs Galileo.

50 Posten zu besetzen

Für all die verschiedenen „Baustellen“ der Zukunft braucht das Unternehmen mehr Personal. Die derzeit 170 Festangestellten und 30 freie Projektmitarbeiter in Nürnberg reichen nicht aus. Bis Ende 2007 soll die Stammmannschaft auf 200 Beschäftigte wachsen. Für die beiden Standorte Nürnberg und München sind laut Mit-Geschäftsführer Andreas Rother 50 Posten zu besetzen.

Dass Nürnberg „wie kaum eine andere deutsche Stadt ein Zentrum der Kommunikationstechnik ist“, so Mucke, sei halb Segen, halb Fluch. Einerseits lockt geballte Kompetenz den Nachwuchs in die Region. Andererseits würden Know-how-Träger munter abgeworben – für Arbeitgeber eine unschöne Begleiterscheinung des Aufschwungs am Arbeitsmarkt.


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